Seit dem Jahr 1977 kürt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) das Wort des Jahres. Im letzten Jahr machte „Wutbürger“ das Rennen – vor allem wegen seines aktuellen Bezugs zu „Stuttgart 21“. Denn das Wort des Jahres hat immer einen aktuellen Hintergrund. Daher ist die Liste dieser Wörter auch ein Streifzug durch die Geschichte.
Wutbürger sind Menschen, die sauer sind, weil „politische Entscheidungen über ihren Kopf hinweg getroffen werden“. Die Politik bekam die Wutbürger im Jahr 2010 vor allem bei den Demonstrationen gegen den Ausbau des Stuttgarter Bahnhofs zu spüren. Aber auch im Jahr 2011 bleibt das Wort aktuell. Ich sage nur: Atomkraft.
Wir können also davon ausgehen, dass das Wort einen festen Platz in unserem Sprachgebrauch einnehmen wird. So wie schon viele andere Wörter des Jahres vor ihm. Eine Übersicht:
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1977 Szene
1978 konspirative Wohnung
1979 Holocaust
1980 Rasterfahndung
1981 Nulllösung
1982 Ellenbogengesellschaft
1983 Heißer Herbst
1984 Umweltauto
1985 Glykol
1986 Tschernobyl
1987 AIDS, Kondom
1988 Gesundheitsreform
1989 Reisefreiheit
1990 Die neuen Bundesländer
1991 Besserwessi
1992 Politikverdrossenheit
1993 Sozialabbau
1994 Superwahljahr
1995 Multimedia
1996 Sparpaket
1997 Reformstau
1998 Rot-Grün
1999 Millennium
2000 Schwarzgeldaffäre
2001 Der 11. September
2002 Teuro
2003 Das alte Europa
2004 Hartz IV
2005 Bundeskanzlerin
2006 Fanmeile
2007 Klimakatastrophe
2008 Finanzkrise
2009 Abwrackprämie
2010 Wutbürger
Im Jahr 1971 hatte man schon einmal ein Wort des Jahres gekürt: aufmüpfig! Aber erst 1977 wurde daraus eine regelmäßige Wahl. Und selbstverständlich gibt es auch Unwörter des Jahres.
Pressemitteilung der GfdS vom 17. Dezember 2010: „Wutbürger“ zum Wort des Jahres 2010 gewählt
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